In 25 Tagen von Freiburg ans Meer
21.09.2019, VON LARISSA WÖRN —
Familie Lutz aus Neuffen radelte mehr als 1000 Kilometer, um Spenden für krebskranke
Kinder zu sammeln
Familie Lutz sammelte mit ihrer Radtour bisher mehr als 7000 Euro Spenden. Foto: Lutz
NEUFFEN. Wie schon vor zwei Jahren wagte sich Familie Lutz in diesem Jahr wieder an ein ganz besonderes Abenteuer: Mit dem Fahrrad legte sie mehr als 1000 Kilometer zurück, um Spenden für den „Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen“ zu sammeln. Jeder, der die Aktion unterstützen möchte, kann pro gefahrenem Kilometer einen beliebigen Geldbetrag spenden. Das Geld geht zu 100 Prozent an den Verein.
Die Familie möchte mit dieser Aktion denen etwas zurückgeben, die ihnen vor einiger Zeit zur Seite standen. 2013 war der Sohn der beiden mit anderthalb Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.
2017 radelte die Neuffener Familie 1400 Kilometer weit nach Kroatien. Damals waren über 11 000 Euro an Spenden zusammengekommen, die der Kinderkrebshilfe zugutekamen. Damals saß
Töchterchen Klara im Fahrradanhänger.
Mittlerweile ist Klara drei Jahre alt und hat vor einem Jahr eine Schwester bekommen. Die Einjährige saß bei dieser Tour nun ebenfalls im Anhänger. „Das stellte uns vor eine ganz neue Herausforderung“, so Andreas Lutz.„Wir mussten einen größeren Fahrradanhänger kaufen, der
natürlich auch schwerer ist.“ 16 Kilogramm wiegt allein der leere Anhänger, dazu kommen die beiden Kinder sowie die Campingausrüstung – insgesamt hatte der Familienvater täglich
70 Kilogramm zu ziehen.
Bevor es am 29. Juli mit der großen Tour losging, wurde der neue Fahrradanhänger bei einer Bodenseeumrundung getestet. „Das hat alles problemlos geklappt. Wir waren bereit, aufzubrechen“, so das Ehepaar. Gestartet wurde kurz hinter Freiburg, um die Strapazen der Schwarzwalddurchquerung direkt zu Beginn der Tour zu umgehen. Bis zum Zielort hatte die Familie vier Wochen eingerechnet, doch schon nach 25 Tagen konnte sie ihr Zelt am Zielort, in Argelès-sur-Mer in Südfrankreich, aufschlagen.
„Gleichzeitig war unsere Tour eine Reise in die Vergangenheit“, berichtet Andreas Lutz. Denn seine Frau Nicole war als Kind mehrere Male mit ihren Eltern nach Argelès-sur-Mer gefahren. „Aber es hat sich alles doch sehr verändert“, so die 36-Jährige.
Die insgesamt 1073 Kilometer teilte sich die Familie nach Lust und Laune in Tagesetappen ein. „Wir hatten zu keiner Zeit Druck oder Stress“, so Nicole Lutz. „Wir sind morgens losgefahren und haben dann im Laufe des Tages gesehen, wie fit wir und vor allem auch die Kinder sind.“ Einzig die Campingplatzsuche am Abend gestaltete sich oft schwierig. In einigen Orten musste die Familie mehrere Plätze anfahren, bis sie eine Bleibe für die Nacht bekommen haben. „Einmal hat uns ein Campingplatzbesitzer sogar auf einer Art Verkehrsinsel zelten lassen“, erzählt Nicole Lutz und lacht. Einige Campingplatzbesitzer haben die Familie umsonst übernachten lassen.
Den beiden Mädchen habe die Tour riesigen Spaß gemacht. Jeden Morgen seien sie voller Vorfreude in den Anhänger gehüpft, noch bevor das Zelt abgebaut war. „Schneller, Papa, du schaffst das“, feuerten die beiden ihren Vater während der Fahrten aus dem Anhänger heraus an. Beim Fahren haben die beiden gemeinsam gespielt, gelesen, gesungen und sind manchmal sogar eingeschlafen. „Es gab keinerlei Probleme mit den Kindern“, erinnern sich die Neuffener freudig.
Im Gegensatz zur Kroatien-Reise hatte Familie Lutz auf ihrem Weg durch Frankreich zur Freude des Ehepaars keinen Platten: „Da haben sich die teureren Reifen sehr gelohnt.“ Doch trotzdem stießen die vier auf einige Unwegsamkeiten. Einmal wurde der Fahrradweg von einer Treppe unterbrochen. Fahrräder, Kinder und Gepäck dort hoch zubekommen war kein leichtes Unterfangen.
Außerdem erinnern sich Nicole und Andreas Lutz besonders an eine Brücke, an der kein Weg vorbeiführte. Diese war so schmal, dass die Fahrräder mit Gepäcktaschen und der Anhänger nicht durchpassten. Also mussten alle Taschen abmontiert werden, um Fahrräder, Anhänger, Kinder und Gepäck einzeln über die Brücke zu tragen, um auf der anderen Seite alles wieder zusammenzubauen. Doch all diese Strapazen waren es der Familie trotzdem wert: „Viele denken, wir würden uns da total quälen. Aber es macht uns einfach nur Spaß“, sagt der 35-jährige Familienvater. „Sonst hätten wir es kein zweites Mal gemacht“, ergänzt seine Frau.
Kleine Unwegsamkeiten hielten die Familie nicht auf
Auch eine abgebrochene Fahne vom Fahrradanhänger oder eine gebrochene Zeltstange brachten das Paar nicht aus der Ruhe. Auf einer solchen Reise müsse man flexibel sein und in solchen Situationen die Ruhe bewahren, so die Radler.
Trotz der schönen Zeit soll es in den nächsten Jahren erst mal keine so groß angelegte Tour mehr geben. „Erst wenn die Mädels selber Fahrrad fahren können“, sagt Andreas Lutz und lacht laut. „Vom Gewicht waren wir am absoluten Limit.“ Gerade an Steigungen und bei Gegenwind habe er sehr kämpfen müssen. Absteigen und schieben sei in diesem Fall keine Option: „Das ist erst recht zu schwer.“ Die Töchter hingegen sind Feuer und Flamme und planen schon die nächste Reise mit dem Rad. 6129,55 Euro sind bisher an Spenden eingegangen.„Einfach unglaublich. Schon bevor wir
überhaupt losgefahren sind waren es fast 2000 Euro“, so Nicole Lutz.
Die Familie aus Neuffen hat die gesamte Reise in einem Blog dokumentiert. Dort finden sich auch alle Informationen zur Spendenaktion, die derzeit noch immer läuft: https://andypsilon.blogspot.com
oder direkt Spenden bei
https://www.krebskranke-kinder-tuebingen.de/wie-sie-helfen-koennen/spendenaktion-starten.html?cfd=w7r6t
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